Felizienthal-Forschung

Umsiedlung und Flucht

Der polnische Staat, zu dem Felizienthal seit 1919 gehörte, war im September 1939 von Hitler-Deutschland überfallen und zerschlagen worden.
Deutschland und die Sowjetunion teilten sich Polen nach ihren Vorstellungen und ihren Interessensphären auf, so wie es im Hitler-Stalin-Pakt und den geheimen Zusatzprotokollen vereinbart worden war.

Diese Vorgänge besiegelten das Dasein der in Ostgalizien, der Bukowina, in Wolhynien und Bessarabien lebenden deutschen Volksgruppen. Ebenso waren deutsche Volksgruppen auch in anderen Gebieten unter sowjetischer Herrschaft betroffen. Eine zum Teil lange Ära deutscher Besiedlung und deutschen Einflusses neigte sich dem Ende zu.
Die deutsche Sprachinsel Felizienthal war 104 Jahre alt geworden als der Ruf erschallte, „ins Reich heimzukehren“.
Der Krieg hatte Tatsachen geschaffen. Zudem hatte die deutsche Reichsregierung Gründe für die „Heimholung“ deutscher Volksgruppen.
Bis zum 26. 9. 1939 gab es noch keine Pläne zu einer umfassenden Umsiedlung der Deutschen in das Reichsgebiet oder in die besetzten polnischen Gebiete. Die Reichsregierung kam zu dem Entschluss, die Rückführung der Deutschen in das okkupierte polnische Gebiet zu veranlassen. Ein Grund war die Festigung und die Germanisierung Westpolens und der dortige Mangel an Arbeitskräften. Schließlich sollte Westpolen für immer deutsch werden.

Alle Deutschen hatten sich entschlossen, dem Umsiedlungsaufruf Folge zu leisten. Viele verkauften an die Ukrainer für wenig Geld Vieh und Geräte, Haushaltsgegenstände und Tierfutter. Das erhaltene Geld musste aber bei der Kommission gegen Quittung abgegeben werden. Das Geld sollte später in Deutschland wieder ausgezahlt werden. Auch das erwies sich als unwahr.
Das katholische Pfarramt in Felizienthal war zugleich auch Standesamt. Hier wurden die notwendigen Personaldokumente ausgestellt. Es musste die arische Abstammung ersichtlich sein, wollte man in das Großdeutsche Reich eingebürgert werden.
Stacks Image 6
In der letzten Dezemberwoche 1939 und der Anfangswoche 1940 konnte die Reise beginnen – aber wohin?
Frauen, Kinder und alte Leute fuhren mit der Eisenbahn; Männer spannten Pferde vor ihre Wagen und im großen Treck ging es bei grimmigster Kälte gegen Westen.

Nach verschieden Lageraufenthalten in Litzmannstadt, Pabianice, Oderberg und Teschen kam es im September und Oktober 1940 zur Ansiedlung in verschiedenen Orten im Kreis Saybusch.
Überfallartig wurden die Polen aus ihren Häusern vertrieben und die Deutschen waren nun die neuen Herren. Das konnte nicht gut gehen. Es gab Partisanenüberfälle und die Vergeltung der Nazis ließ nicht lange warten.

Im Januar 1945 rückte die russische Front immer näher. Die Deutschen packten ihre Sachen und flüchteten nach Deutschland und Österreich.
Stacks Image 96

Die Deutschen aus der Felizienthaler Sprachinsel waren 1940-1945 im Kreis Saybusch/Polen
in verschiedenen Dörfern angesiedelt, zudem noch im Dorf Inwald, nördlich der Kreisstadt Andrychow.
Dieses Gebiet gehörte unter deutscher Besatzung zu der Provinz Oberschlesien.
Die Dörfer sind zur besseren Erkennung mit einem Punkt versehen.