Felizienthal-Forschung

Klimiec

Klimiec ist ein ruthenisches Dorf am Rande der Karpaten. Vom Beskid-Pass und der ungarischen Grenze her kommend, schlängelt sich die Kaiserstraße, der Hauptverkehrsweg nach Lemberg, in Serpentinen über die Stryj-Brücke durch den Ort.
Klimiec liegt 35 km südwestlich von Skole und 70 km von der Kreisstadt Stryj. Durch das Dorf fließt die Klimczanka, die am Ortsende in den Stryj mündet.
Das Dorf gehörte früher zu den königlichen Gütern in Przemysl und war in Jahre 1768 im Besitz der adeligen Anna Kossakowskich Labedzkiej, Starosciny rohatynskiej (Starostin von Rohatyn). Später kam es in den Besitz der Familie Zawojskiego und wurde 1789 angegliedert an Borynickiego (Boryni-Güter). Bei der Versteigerung 1829 erwarb es die Familie Waclaw Hudezt.

Nach der Volkszählung 1880 hatte Klimiec 507 Einwohner, davon 42 auf den Gütern des Herrenhofes. 52 Personen waren römisch-katholisch; Deutsche, die zum Pfarramt Felizienthal gehörten. 1929 gab es 70 deutsche Einwohner.
Die ukrainischen Dorfbewohner gehörten dem griechisch-katholischen Pfarramt Zupanie an. Sie haben eine sehr schöne ukrainische Dorfkirche.
Klimiec soll nach alter Überlieferung früher das größte Dorf gewesen sein. Drei Kirchen soll es gehabt haben. Viele Bewohner sollen an einer bösen Krankheit, wahrscheinlich die Cholera, gestorben sein. Nur drei Familien sollen überlebt haben: Chromiak, Witiw und Plawianek.
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Eine deutsche Kapelle gab es etwa in der Mitte des Dorfes, die nach dem Wegzug der Deutschen verfiel. An ihrer Stelle errichteten die Ukrainer ein eisernes Wegkreuz.
Es gab eine ein-klassige Schule, in der auch die deutschen Kinder nur polnisch und ukrainisch unterrichtet wurden.
Die Deutschen waren eine Minderheit in Klimiec. Sie kamen meist aus Karlsdorf, einige auch aus Annaberg und Felizienthal, kauften hier Grundstücke und bauten sich ihre Häuser, weil es in ihren Heimatorten zu wenig Land gab.

Auch hier wütete die Karpatenschlacht des 1. Weltkrieges. Das Dorf war von österreichischen Truppen niedergebrannt und die Bevölkerung nach Österreich evakuiert worden. Nach Rückkehr musste das Dorf ohne fremde Hilfe wieder aufgebaut werden.

Um 1926 erbauten die aus Holland stammenden Brüder Hannemann am Ortsende nach Tucholka zu ein Dampfsägewerk an der Klimczanka, in dem 50-60 Ukrainer und Deutsche -für kurze Zeit auch mein Vater- schlecht bezahlte Arbeit fanden. Das Werk hatte vier Gatter und andere über Transmissionen angetriebene Sägen. Das Sägewerk machte bald bankrott. Die Brüder Hannemann verschwanden und setzten sich nach Amerika ab. Das verwaiste Sägewerk übernahm nun um 1931 der Angestellte und Transportunternehmer Michael Schächter aus Klimiec und führte es bis 1939 weiter.
Vom Sägewerk aus ging eine 14 Kilometer lange Seilbahn zu der Eisenbahnstation Oporzek, die das Schnittholz über die unwegsamen Berge zur Bahnstation transportierte. Das Sägewerk gibt es heute nicht mehr. An den Ufern der Klimczanka waren bei meinem Besuch 1992 in Klimiec nur noch einige Fundamente zu erkennen.
Herr Schächters Haus, damals das einzige aus Stein und mit Strom aus dem Sägewerk versorgt, ist heute die Schule des Dorfes.
Das gleiche Schicksal wie das des Sägewerkes ereilte auch die Wassermühle an der Klimczanka, etwa in der Mitte des Dorfes. Der ukrainische Müller stellte für die Dorfbewohner Mehl und Viehfutter verschiedener Art her. Es gab zwei Geschäfte und ein Tanzlokal.
Bürgermeister und Richter dieses Dorfes war von 1931-1939 Wilfried Grüdl, der hohes Ansehen unter den Ukrainern genoss und einstimmig in diesem Amt bestätigt worden war. Er war die staatliche Autorität im Dorf, sorgte sich um das Gemeinschaftswesen und war für die Ahndung kleinerer Delikte zuständig.
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Klimiec 1992 vom Beskid her gesehen, links die restlichen Häuser von Karlsdorf

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Klimiec 1992
Dorfbach Klimczanka
Hausplatz Franz Grüdl/Margarethe Güntner mit Hausbrunnen
Friedhof, auf dem es keine deutschen Gräber mehr gibt

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